Georg Büchner
Valerio: »… und es wird ein Dekret erlassen, dass, wer sich Schwielen an die Hände schafft, unter Kuratel gestellt wird; dass, wer sich krank arbeitet, kriminalistisch strafbar ist; dass jeder, der sich rühmt, sein Brot im Schweiße seines Angesichts zu essen, für verrückt und der menschlichen Gesellschaft gefährlich erklärt wird…«
Leonce, 30 Jahre alt, Prinz von Popo, unverheiratet und schnöseliger Nichtraucher, lebt ein Leben in Luxus und chronischem Müßiggang. Die Langeweile, der lange Sonntag dieser Existenz macht den Spross aus reicher Familie »ganz melancholisch«.
Als er nun zwecks Thronfolge auch noch mit Lena, Prinzessin des Reiches Pipi, zwangsverheiratet werden soll, flieht er vor den Zwängen der Gesellschaft. Er reist zusammen mit seinem Freund, dem vitalen Lebenskünstler Valerio, Richtung Italien. Doch Lena kommt in Pipi auf dieselbe Idee und die beiden treffen sich inkognito auf dem Weg. Leonce verliebt sich in die Prinzessin, die just jene ist, vor der er floh. Er wird verheiratet, besteigt den Thron seines Vaters und der Ausweg war ein Holzweg, die Flucht ein gnadenloser Reinfall. Gelernt hat der Prinz bei seiner Flucht rein gar nichts.
Als Regierungsprogramm des neuen Potentaten wird verkündet, dass im Land immerwährender Sommer geschaffen und dass schwere Arbeit unter Strafe gestellt werden soll. Der Müßiggang wird per Gesetz erzwungen. Man mag sich ausmalen, wohin solche Verordnungen das Königreich Popo führen werden.
Leonce: »Mein Leben gähnt mich an wie ein großer, weißer Bogen Papier, den ich voll schreiben soll, aber ich bringe keinen Buchstaben heraus. Mein Kopf ist ein leerer Tanzsaal, einige verwelkte Rosen und zerknitterte Bänder auf dem Boden, geborstene Violinen in der Ecke, die letzten Tänzer haben die Masken abgenommen und sehen mit todmüden Augen einander an.«