Gäste: Nationale Jugendphilharmonie der Türkei
Das Programm:
Petr Ilyich Tchaikovsky: Suite No. 4 »Mozartiana«, Op. 61
Petr Ilyich Tchaikovsky: Variations on a Rococo Theme for Cello and Orchestra, Op. 33
Gabriel Fauré: Suite ‘Masks and Bergamasques’, Op. 112
Robert Schumann: Overture, Scherzo and Finale, Op. 52
Der führende Komponist des 19. Jahrhunderts, Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893), studierte ursprünglich Jura und arbeitete als Angestellter im russischen Justizministerium. Seine Liebe zur Musik siegte schließlich und Tschaikowsky gehörte zu den ersten, die am neu gegründeten St. Petersburger Konservatorium unter dem Vorsitz von Anton Rubinstein studierten. Tschaikowskys Gönnerin Nadezhda von Meck, die Witwe eines Eisenbahnmagnaten, spielte eine Schlüsselrolle in seinem Leben. Ihre großzügige finanzielle Unterstützung ermöglichte es dem Komponisten, sich ausschließlich auf das Komponieren zu konzentrieren. Interessanterweise sind sie sich in den dreizehn Jahren ihrer Freundschaft nie persönlich begegnet. Tschaikowskys großes Vorbild war Wolfgang Amadeus Mozart; seine Musik inspiriert die ersten beiden Werke des heutigen Konzerts. In seiner Suite »Mozartiana« (1887) bearbeitete Tschaikowsky vier Kompositionen Mozarts neu. Die Idee entstand im Mai 1884, als er Die Hochzeit des Figaro übersetzte. Die Komposition des Werks wurde im Sommer 1887 in einer Kurstadt im Kaukasus aufgenommen, wo er wegen einer Lebererkrankung behandelt wurde. Die Uraufführung war somit auch eine Hommage an Mozart zum 100. Jubiläum der Uraufführung von Don Giovanni.
Als zweites Werk werden Variationen über ein Rokoko-Thema für Cello und Orchester op. 33 (1877), an dem Tschaikowsky mit dem deutschen Cellisten Wilhelm Fitzenhagen zusammenarbeitete, zu hören sein. Die Uraufführung des Werks erfolgte in einer Zeit großer seelischer Belastung für Tschaikowsky. Mit 37 Jahren heiratete er zum ersten Mal. Nach zweimonatiger Ehe mit seiner ehemaligen Schülerin Antonina Miliukova erlitt er einen Nervenzusammenbruch und verließ seine Frau für immer. Infolgedessen erlebte Tschaikowsky eine kreative Krise und verließ das Moskauer Konservatorium, an dem er unterrichtete, um durch Europa zu reisen.
Der französische Komponist, Lehrer, Pianist und Organist Gabriel Fauré (1845-1924) war der fortschrittlichste Komponist seiner Generation. Neben seinen Organistenstellen (zuerst in Rennes, später in Paris) bekleidete er auch Lehraufträge – er unterrichtete Komposition am Pariser Konservatorium und wurde 1905 Direktor. Obwohl er an Hörverlust litt, hörte er bis zu seinem Tod nicht auf, zu komponieren . Sein berühmtestes Werk, das Requiem (1890), wurde bei seiner Beerdigung aufgeführt. Faurés »Masks and Bergamasques«, Op. 112 (1919), das Sie heute hören werden, entstand kurz vor seiner Pensionierung und ist eine seiner letzten Kompositionen. Fauré arrangierte die viersätzige Orchestersuite aus originaler Bühnenmusik, die für eine Theateraufführung im Auftrag von Prinz Albert I. von Monaco in Monte Carlo komponiert wurde.
Das Programm endet mit einem symphonischen Werk des deutschen Komponisten und Musikkritikers Robert Schumann (1810-1856), »Ouvertüre, Scherzo und Finale«, Op. 52, geschrieben in drei Wochen im Jahr 1841. Schumann bezeichnete das Werk im Laufe seiner Entstehung als Suite oder Symphonie und manchmal sogar als seine »Symphonie Nr. 2«. Es ist im Wesentlichen eine Symphonie ohne langsamen Satz und im Vergleich zu seinen vier Symphonien in Länge und Instrumentierung kürzer. Beim Publikum gewann das Werk erst nach Schumanns Tod an Popularität.
Die Nationale Jugendphilharmonie der Türkei
Seit seiner Gründung im Jahr 2007 durch den Dirigenten Cem Mansur versteht sich die Nationale Jugendphilharmonie der Türkei als »Laboratorium der Demokratie«, wo über die intensive musikalische Arbeit hinaus die Prinzipien von Koexistenz, Leadership, Selbstrespekt und Verantwortung verwirklicht werden. Workshops und Seminare nehmen dabei eine wichtige Rolle ein – so auch 2014, als das Orchester zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Istanbul und Berlin zu Gast an der Spree war. Neben den eigenen Festivalauftritten bei Young Euro Classic – zuletzt 2015 und 2017 – fanden auch zwei binationale Projekte große Resonanz, so 2011 das Young Euro Classic Festivalorchester Türkei – Deutschland und 2012 das Armenisch-Türkische Jugendorchester. In den letzten Jahren gastierten die Musiker im Alter zwischen 16 und 22 Jahren mit großem Erfolg in den Philharmonien von Dortmund und Essen, im Auditorium in Rom, in Brüssel, beim Brucknerfest in Linz und beim Beethoven-Fest in Bonn. 2018 spielte das Orchester auf seiner Europatournee in Wien, Budapest, Prag und Warschau.
Cem Mansur – Dirigent
Die persönliche und künstlerische Biographie von Cem Mansur könnte kosmopolitischer nicht sein: Der englisch-türkische Doppelbürger kam 1957 in Istanbul, in einer multinationalen und vielsprachigen Familie zur Welt. Er studierte in London und anschließend am Los Angeles Philharmonic Institute bei Leonard Bernstein. Nach der erfolgreichen Aufführung von Edward Elgars unvollendeter Oper The Spanish Lady 1986 in London folgten Engagements bei international bedeutenden Orchestern und Opernhäusern in Europa und den USA wie auch in Israel und Südafrika. 2009 leitete Mansur die Europäische Erstaufführung von Arvo Pärts vierter Symphonie in Helsinki, 2010 die Uraufführung von dessen Komposition Veni Creator in Polen. Als Chefdirigent der Nationalen Jugendphilharmonie der Türkei dirigierte er Gastspiele bei Young Euro Classic und leitete mehrere binationale Projekte, u.a. das Young Euro Classic Festivalorchester Türkei – Deutschland und das Armenisch-Türkische Jugendorchester. 1998-2011 war er außerdem Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Akbank Chamber Orchestra.
Solist: Poyraz Baltacıgil (Cello)
Poyraz Baltacıgil wurde 1994 in Istanbul in eine Musikerfamilie geboren und studierte bei Hakkı Öztürk und Dilbağ Tokay am Staatlichen Konservatorium in Istanbul. Nach seinem Abschluss wurde er für zwei Jahre Meisterschüler von Jean-Guihen Queyras in Freiburg.
Poyraz hat mehrere nationale und internationale Auszeichnungen erhalten und ist »Performing Artist« von Larsen Strings.
Er trat als Solist mit allen führenden Orchestern der Türkei auf und ist derzeit Mitglied des Istanbul State Symphony Orchestra sowie stellvertretender Solocellist der Borusan Philharmonic und Mitglied des »Trio Likya«.
Poyraz hat in privaten Sitzungen unter anderem mit Yo-Yo Ma, Alexander Rudin, Natalia Gutman, Steven Isserlis, Martin Ostertag, Johannes Moser, Maria Kliegel, Wolfgang Boettcher gearbeitet.
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